Freilichtmuseum Campus Galli: Schafschur mit scharfer Handschere - SWR Aktuell

2022-11-14 15:13:10 By : Ms. Jufang Wang

Ausflug ins Mittelalter bei Meßkirch

Wenn es wärmer wird, geht es den sieben Schafen auf der mittelalterlichen Klosterbaustelle an die Wolle. Sie werden wie im Mittelalter mit einer Handschere aus Eisen geschoren.

Tierpfleger Lars vom Campus Galli wetzt schon einmal das Werkzeug. Eine etwa tellergroße, eiserne Handschere, die sich selbst bei jedem Schnitt schärft. Schon im frühen Mittelalter haben die Schäfer dieses Gerät genutzt. Denn ein scharfes Werkzeug war besonders wichtig: Bei der Schafschur sollte das Tier so wenig wie möglich verletzt werden. Und das ist und war gar nicht so einfach.

Um die 60 Kilogramm schwer ist das Schaf, das noch ganz entspannt ein paar Grashalme knabbert. Dann wird es von Tierpfleger Lars ganz ruhig zum Schurplatz geführt. Und dort mit einem Ruck aufs Hinterteil gesetzt. So hält es ruhig und der Scherer hat beide Hände frei, um mit der einen Hand zu scheren, mit der anderen die Haut straff zu ziehen, um besser das Fell am Ansatz scheren zu können.

Früher hat Lars, ausgebildeter Schäfer, die Tiere mit einer modernen elektrischen Schermaschine geschoren. Das ging ruckzuck, in wenigen Minuten war das Vlies ab. Jetzt, auf der mittelalterlichen Klosterbaustelle im 9.Jahrhundert, dauert es wesentlich länger. Pro Schaf etwas mehr als eine halbe Stunde. Damit die Wolle später in der Weberei gut weiterverarbeitet werden kann, muss das Vlies am besten in einem ganzen Stück vom Schaf geschoren werden.

Und wie immer ist der Anfang das Schwierigste: Lars zieht das dicke und mit Stroh und Dreck bespickte Fell an Hals und Bauch auseinander. Knapp über der hellen Haut schimmert die Wolle im saubersten Weiß. Der Tierpfleger sucht eine Stelle, an der er mit der Schur beginnen kann. Dann setzt er die klobige Handschere an und beginnt mit der Schere nach und nach am Körper entlang zu schneiden. Immer der Körperform des Tieres entlang und mit sehr viel Fingerspitzengefühl, um die Haut des Tieres ja nicht zu verletzen.

Immer wieder zappeln die Beine des Schafs. Aber Lars hat es fest im Griff. Eigentlich ist diese Sitzposition für Tiere nicht ganz unangenehm. Aber wenn sie gerade gefressen haben, dann drückt der Pansen auf die Innereien des Tieres. Dann hält das Tier in der Haltung nicht lange und gerne aus, wird unruhig. Darum scheren Lars und Kollegin Malin die Tiere am liebsten früh am Morgen. Dann haben die Tiere noch nicht so viel gefressen und sie halten es länger auf ihrem Hinterteil aus.

Lars hat mittlerweile fast die komplette rechte Hälfte des Schafes geschoren. Auf der Haut ist kein Kratzer oder Schnitt zu sehen. Dafür leuchten, vor allem im Bauchbereich, gelbe Flecken auf der weißen Haut. Sieht ein bisschen aus wie Blütenstaub, ist aber Lanolin, ein gelbes Wollfett. Es ist ein gelbes Sekret aus den Talgdrüsen der Schafe. Und ein begehrtes Fett etwa für Salben und Kosmetika.

"Vor allem nach dem dritten Schaf, das war wirklich toll, wie Handcreme."

Das Vlies, das am Schaf hängt, wird immer länger. Das Schaf immer nackiger. Nach etwa einer halben Stunde setzt Lars die Handschere das letzte Mal am Bauch des Tieres an und schneidet die verfilzte Wolle ab. Und wenn er das Schaf schon so geschickt in der Hand hat, gibt es für das Tier noch schnell eine kleine Pediküre.

Frisch geschoren und leuchtend weiß stapft das Schaf anschließend weg. Knabbert nach kurzer Zeit schon wieder an den grünen Grashalmen und man sieht es: Es genießt das neue Gefühl ohne das dicke Wollkorsett. Die anderen Tiere schauen dagegen etwas irritiert, als das geschorene Schaf an ihnen vorbeiläuft. Kein Wunder, meint Lars. Die Tiere erkennen sich kurz nach der Schur erst einmal nicht. Außerdem riechen die Tiere anders, der typische Schafsgeruch wird vom Geruch des Lanolin überlagert. Für Schafsnasen ein ungewohnter Geruch, sagt er mit einem Schmunzeln.

In nächster Zeit ist die Haut des Schafes noch etwas empfindlich. Damit es keinen Sonnenbrand bekommt und auch von den lästigen Mücken nicht zu sehr gepiesackt wird, bleibt es die nächsten Tage im schützenden Wald.

Das komplette Vlies, immerhin fast drei Kilogramm schwer, wird in einen Weidenkorb gelegt und anschließend zur Weberei gebracht. Dort werden aus ihm feine Wollfäden gesponnen. Für die Wollkleider, die auf dem Campus Galli getragen werden.

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